Der Schweizer Poetry Slam Meister Renato Kaiser und der amtierende Ö-Slam-Champ Klaus Lederwasch haben bei S.D.W. 9 am Dienstag, den 28. Mai 2013 dafür gesorgt, dass die Alte Schmiede schön voll war und angenehm brodelte. Das Duo stand zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne und harmonierte wunderbar. Lederwaschs Hang zum Tiergedicht vertrug sich bestens mit Kaisers floralen Reimschüben. Auch im Themenblock bestachen beide durch beherzten Vortrag und originelle Antworten.
Kaiser entschied sich nicht für Christian Ide Hintze, nicht für N. C. Kaser sondern für Gunter Falk und dessen Gedicht „Sei doch ein Held“.
Falk war eine Kultfigur der wilden Sechziger und Siebziger in Graz (1942 dort geboren, 1983 dort verstorben). Falk promovierte mit einer Arbeit zum Thema „Spielsysteme und Spielverhalten“, habilitierte sich 1981 und publizierte seit 1963 in den „manuskripten“ poetische und literaturtheoretische Texte. Zu Lebzeiten erschienen die sprachkritischen und experimentellen Bände: „Die Würfel in manchen Sätzen“ (1977) und „Die dunkle Seite des Würfels“ (1983).
Florian Neuner schreibt in einer Rezension über „Lauf wenn du kannst“ (2006 im Ritter Verlag erschienene Gunter Falk Werkausgabe):
„Wenn Gunter Falk am besten ist, dann ist er so etwas wie ein Beat-Poet mit Formbewußtsein, dann paart sich Experiment mit existentiellem Tiefgang, wie sonst wohl nur bei seinem Freund, dem ebenfalls früh verstorbenen Reinhard Priessnitz.“
Klaus Lederwasch entschied sich nicht für Gert Jonke, nicht für Christine Busta, sondern für Otto Laaber. Otto Laaber (1934-1973) wurde als Sohn einer Bauernfamilie in Klosterneuburg geboren. Er pendelte von Langenlebarn, einem Dorf im Tullnerfeld, nach Wien zum Studium der Psychologie und Völkerkunde. 1955/56 verbrachte er einen einjährigen Studienaufenthalt in den USA. Wieder zurückgekehrt, begann er eine Doktorarbeit, versuchte sich in einem kaufmännischen Beruf, wechselte das Studium, führte weiterhin ein Pendler- und zunehmend ein Schattendasein. Zwischen 1952 und 1959 veröffentlichte Laaber regelmäßig Lyrik und kurze Prosa in der Wiener Zeitschrift „Neue Wege“. In den 1960er Jahren veröffentlichte er nicht, er tauchte erst 1972 wieder mit neuen Gedichten auf, und wurde Mitglied des Literaturkreises PODIUM, der ihn in diesem Jahr den Porträtband # 67 widmete.
Elfriede Gerstl schrieb in „Flüster mit Otto Laaber oder Leben auf Sparflamme“ über Otto Laaber: „am Gipfel seiner Mutlosigkeit, als ihn eine jahrelang verzögerte Publikation im Bergland-Verlag nicht mehr interessierte, zog er sich von allen Leuten zurück, auch von denen, die er schätzte. (…) Seine einzige Jacke und die Armbanduhr, so erzählte mir später seine Mutter, hatte er säuberlich ins Trockene gelegt, bevor er sich erschoss und – von ihm eingeplant – in einen Ziegelteich fiel.“
Klaus Lederwasch nahm unter anderem den Ziegelteich auf und antwortete in drei Stufen auf Gedichte von Otto Laaber.
Ein durch und durch gelungener Abend, der Lust auf mehr machte. Mehr gibt es auch, allerdings erst im Herbst. Im Sepbember sind Etta Streicher (D) und Jimi Lend (A) die Gäste von S.D.W. 10.