Anarchie ist die Ordnung des Gedichts

DSC06690Franziska Holzheimer hatte bei S.D.W. 7 die Wahl zwischen: Ingeborg Bachmann, Christian Ide Hintze und Heidi Pataki. Franziska Holzheimer hat gleich auf zwei Texte von Heidi Pataki geantwortet und zwar auf „wächter ohne schlaf“ (aus: Schlagzeilen, 1968) und auf „anarchie“ (aus: Stille Post, 1978).

Heidi Pataki (1940-2006) studierte in Wien Publizistik und Kunstgeschichte, lebte und wirkte dort als Lyrikerin, Journalistin, Essayistin und Übersetzerin. Von 1970 bis 1980 arbeitete Pataki als Redakteurin der Monatszeitschrift „Neues Forum„, 1973 zählte sie zu den Gründungsmitgliedern der Grazer Autorenversammlung (GAV), deren Präsidentin sie von 1991 bis zu ihrem Tod 2006 war.
Was sonst Hand & Fuß hat (in der Sprache), muß im Gedicht als geballte Faust im Joggingschuh erscheinen.“, schreibt Heidi Pataki.

DSC06703Sie spürt Tendenzen im Redesystem und Diskursmuster auf, wiederkehrendes Thema ist die Kritik an der Werbung, an den Medien, an der Konsumwelt. Sie hat sich in ihrer Lyrik der Reflexion des Materialcharakters der Sprach verschrieben; bedient sich der Montage; setzt vorgefundenes Sprachmaterial neu ein; macht Wortmanipulationen – löst syntaktische Strukturen auf; verfremdet bis hin zum Lautgedicht. „Ein Gedicht hat keine Zukunft, sondern nur Gegenwart.“, so lautet Heidi Patakis erste These über Lyrik (Beiblatt in Schlagzeilen). Franziska Holzheimer hat Patakis Texte auf unnachahmliche Weise in die Gegenwart geholt.

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Explodierte Augenblicke der Eule von Wien

DSC06705Christopher Hütmannsberger hatte die Wahl zwischen N. C. Kaser, Christine Lavant und Walter Buchebner und hat sich für Letzteren entschieden. In seiner Antwort wurde er zum Raben aus Linz.

Walter Buchebner (1929-1964): Aufgewachsen in Mürzzuschlag, Aufbruch nach Wien (1948), Studium (1954 abgebrochen), 1951 erste Publikation in „neue wege“; anfangs Arbeiter (Bau, Monteur, Fahrdienstleiter – inbrünstige Arbeiterlyrik entsteht), dann Bibliothekar (ab 1956) der Städtischen Büchereien, 1959 erste Symptome einer bösartigen Nierenerkrankung, 1960 Förderpreis des Wiener Kunstfonds für Literatur, 1962 Theodor-Körner-Preis für Lyrik, 1963 beginnt er exzessiv zu malen, 1964 erschießt er sich nach jahrelangem Leiden 34jährig.

Walter Buchebner thematisiert die NS-Zeit, als dies noch kaum gemacht wurde; pflegt Abstand zu den Avantgarden seiner Zeit (Wiener Gruppe), auch von Dialektdichtung; orientiert sich an französische Autoren (Camus, Sartre, Rimbaud, Apollinaire, Baudelaire aber v. a. Paul Valéry); hat lange eher ein konservatives, traditionelles Literaturbild; betreibt metrische Studien, sucht lange nach seinem Ton; Paris-Reise (1960) bringt die Befreiung und Entwicklung (lyrisches Erweckungserlebnis); entdeckt das andere Amerika für sich (Ginsberg, Kerouac), formuliert schließlich sein Manifest der Poesie (1961); der Ort wo dieses gegeben wird, ist das Café Sport in der Schönlaterngasse 2. Die „Umrisse einer Definition“ der Active Poesie folgen 1963.
DSC06700„A. P. wird alle brauchbaren modernen Stilmittel benützen, für sich requirieren und noch ihre eignen spezifischen entwickeln und verbessern. Hier sei vor allem das rhythmische Element hervorgehoben, von dessen glasklarer Härte die Wirkung letztlich am meisten abhängt.“ (S. 199)

Active Poesie ist für Buchebner das Gegengewicht zum Experimentellen und zum Epigonenhaften. „A. P. Ist ‚hochtourige‘ Poesie.“ (S. 204) Hochtourig hat Christopher Hütmannsberger auch seine Antwort angelegt.

Literaturhinweis: Walter Buchebner. ich die eule von wien (Hg. Daniela Strigl), edition atelier 2012.

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Slammer.Dichter.Weiter. 7

S.D.W. geht in die neue Saison. Das Konzept bleibt wie gehabt. Die siebte Paarung besteht aus Franziska Holzheimer (D) und Christopher Hütmannsberger (A) und geht am Dienstag, den 12. Februar 2013 wie immer um 19 Uhr in der Alten Schmiede Wien über die Bühne.

FholzheimerFranziska Holzheimer (*1988) kommt aus Unterfranken und wohnt in Hamburg. Ob Spoken Word auf Englisch oder Deutsch, ob mit Sarangibegleitung in Indien, mit Percussion Instrumenten in Ägypten oder renommierten Jazzmusikern im Hamburger Schauspielhaus, Franziska Holzheimer ist vielseitig. Und dabei braucht es nicht zwingend musikalische Begleitung; Diese Gedichte klingen von selbst. Seit 2007 ist sie eine der gefragtesten Poetry Slammerinnen im deutschsprachigen Raum.
(Foto von Uwe Lehmann Photographiemanufaktur)
http://www.franziskaholzheimer.de

press1_selbstlautChristopher Hütmannsberger(*1990) kommt aus Linz und wohnt in Wien.

Ob Spoken Word als Christopher, ob Rap als Selbstlaut, ob Englisch, ob Deutsch, ob Schauspiel, ob Beats, ob Recording, Christopher Hütmannsberger aka Selbstlaut ist ein Allroundtalent.

Als Rapper hat er 2 CDs und eine Vinyl EP, als Poetry Slammer in Anthologien veröffentlicht. Er ist seit dem ersten Ö-Slam 2007 eine fixe Größe in der Österreichischen Poetry Slam Szene.
http://www.selbstlaut.net

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Slammer.Dichter.Weiter. 6

S.D.W. 6 wurde am 11. Juni 2012 von Theresa Hahl und René Monet bestritten. Auch sie wurden mit österreichischen Dichterinnen und Dichtern aus dem 20./21. Jahrhundert konfrontiert und waren aufgefordert auf ein Gedicht ihrer Wahl in ihrer Art und Weise zu reagieren. Ob Antwort, Übersetzung oder Fortsetzung – wie der Ursprungstext weiter geschrieben wurde, war den Slammerinnen und Slammern überlassen.

Theresa Hahl2Zur Auswahl standen für Theresa Hahl: Hertha Kräftner, Ingeborg Bachmann und Gert Jonke; für René Monet: Wolfgang Bauer, Werner Herbst und N. C. Kaser. Theresa Hahl hat sich für ein Gedicht von Hertha Kräftner entschieden, René Monet für ein Mikrodrama von Wolfgang Bauer.

Theresa Hahl: 1989 in Heidelberg geboren, trägt Theresa Hahl seit 2009 äußerst erfolgreich lyrische Wortbaukonstrukte auf deutschsprachige Bühnen. Von ausverkauften Schauspielhäusern bis zur Hamburger O2 World, dringt ihre Lyrik mittlerweile sogar durch eigene Theaterstücke und Publikationen in das Bewusstsein der gewillten Zuschauerschaft und setzt sich dort fest: Mit Mut, Dauer und Bedacht.

Hertha Kräftner war eine Schriftstellerin und Lyrikerin die bereits in jungen Jahren Zugang zu literarischen Zirkeln in Wien fand und deren Werk geprägt war von autobiografischen Zügen: eigene psychische Verfassung, individuell Erlebtes, Abschied, Todessehnsucht. 1951 nahm sie sich – „Es ist einfach so, dass ich viel zu traurig und zu müde bin, um noch leben zu wollen“ – 23jährig in Wien das Leben.

ReneMonetRené Monet geboren 1978 als René Bauer in Linz, lebt in Ansfelden. Studium an der Johannes-Kepler-Universität Linz (Informatik), der Königlich-Technischen Hochschule in Stockholm (Computer Science) und der Kunstuniversität Linz (Audiovisuelle Mediengestaltung – Film und Video). Mitbegründer des Vereins „postskriptum – verein zur förderung der poetration von gesprochener schrift und des geschriebenen wortes“. Seit 2005 zahlreiche Auftritte in Österreich und (nicht nur) dem deutschsprachigen Raum. 2009 Mitbegründer der ersten Linzer Lesebühne „text and the city – original linzer worte“

Wolfgang Bauer (1941-2005)war Bürger-Schreck, Realismus-Schocker, Anarcho-Dichter, Jederzeit-Provokateur, erfolgreicher Theaterautor und in Summe ein exzessiv-aktionistisches Gesamtkunstwerk.

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Slammer.Dichter.Weiter. 5

Das Dichter_innen Paar von S.D.W. 5 (2. Mai 2012) lautete: Paz Ooka und Etrit Hasler. Gemäß dem Motto: Konfrontieren. Reagieren. Rezitieren. wurden die zwei Poet_innen mit österreichischen Dichterinnen und Dichtern aus dem 20./21. Jahrhundert konfrontiert und waren aufgefordert auf ein Gedicht ihrer Wahl in ihrer Art und Weise zu reagieren. Ob Antwort, Übersetzung oder Fortsetzung – wie der Ursprungstext weiter geschrieben wurde, war den Slammerinnen und Slammern überlassen.
Paz Ooka hatte die Wahl zwischen: Rose Ausländer, Hertha Kräftner und Walter Buchebner und hat sich für Rose Ausländer entschieden.
Etrit Hasler hat sich von Joe Berger, Christian Ide Hintze und H. C. Artmann Letzteren ausgesucht.

PresspazPazit Sarit Schraga alias Paz Ooka ist eine bis 2012 in Wien, seither in Berlin lebende, deutsche Lyrikerin und Poetry Slammerin israelisch-bukowinischer Abstammung, Juristin des Völkerrechtes, Konzeptionistin und Kuratorin von Kunstprojekte aller Art. Sie hat die Wiener Kulturreihe melt music&art ins Leben gerufen und nutzt ihre Verwirklichungskraft, um aus gesponnenen Gedanken Netzwerke zwischen Talenten und Machern genreübergreifender Szenen zu flechten und Räume für ungewöhnliche Synergien zu erschaffen.

Rose Ausländer war eine aus der Bukowina stammende, deutsch- und englischsprachig schreibende Lyrikerin und Übersetzerin, die in Österreich-Ungarn, Rumänien, den USA, Österreich und Deutschland lebte. Bis 1972 unternahm Ausländer zahlreiche ausgedehnte Reisen: „Ich fliege / auf einer Luftschaukel / Europa-Amerika-Europa“
Dann zog sie sich ins Nelly-Sachs-Haus in Düsseldorf zurück, wo sie 1988 verstarb.

Etrit_HaslerEtrit Hasler gehört zu den Pionieren der Schweizer Slam Poetry. Seit seinem ersten Slam im November 2000 ist er an hunderten Slams in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, den Niederlanden, Serbien, Ägypten und nicht zuletzt dem Mutterland des Poetry Slams, den USA aufgetreten. Als dreifacher Finalist bei den deutschsprachigen Meisterschaften und Bronzemedaillengewinner bei den World Slampionships 2004 hat er der Schweizer Slam Poetry Szene einen Stempel aufgedrückt wie kaum ein zweiter.

H. C. Artmann veröffentlichte bereits in den 1940er Jahren, war Teil der legendären Wiener Gruppe, Übersetzer, Lyriker, Rundumpoet. Experimentierte mit Sprachen, Dialekten, hatte auch einen Hang zum Surrealen und beschäftigte sich auch theoretisch mit dem poetischen Akt („Acht-Punkte-Proklamation des poetischen Actes“ worauf Etrit Hasler dann antwortete).

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Slammer.Dichter.Weiter. 4

Die vierte Paarung von S.D.W. (12. April 2012) bestand aus Frank Klötgen (D) und dem Team Senza Parole (I/A).
Poetry Slammerinnen und Slammer aus dem deutschsprachigen Raum werden mit österreichischen Dichterinnen und Dichtern aus dem 20./21. Jahrhundert konfrontiert und sind aufgefordert auf ein Gedicht ihrer Wahl in ihrer Art und Weise zu reagieren. Ob Antwort, Übersetzung oder Fortsetzung – wie der Ursprungstext weiter geschrieben wird, ist den Slammerinnen und Slammern überlassen.

pressefoto_frankkloetgen_(c)_tim_jockel_1Frank Klötgen 1968 in Essen geboren. Slam-Poet und Netz-Literat sowie seit 25 Jahren und 15 CDs Sänger und Texter bei Marilyn’s Army. 1998 für die Hyperfiction „Aaleskorte der Ölig“ von der ZEIT mit dem „Pegasus“-Preis für Internet-Literatur ausgezeichnet. Gewinner zahlreicher Poetry Slams (u.a. ARTE-Webslam, Polit-Slam der Süddeutschen Zeitung). 2004 erschien mit „Spätwinterhitze“ der erste deutschsprachige Hyperfiction-Roman auf CD-ROM (Verlag Voland & Quist); 2005 feierte sein Online-Musical „Endlose Liebe/Endless Love“ Premiere. Seit August 2007 schreibt er den Stadtkind-Blog auf tagesspiegel.de. 2007 erschien im Verlag Voland & Quist „Will Kacheln“, im März 2010 sein Debutroman „Der Fall Schelling“ und im April 2011 die Sammlung „Mehr Kacheln. 50 Gedichte“. www.hirnpoma.de.
Frank Klötgen hat sich für mehrere Lockergedichte von Andreas Okopenko entschieden.
Andreas Okopenko hat mit dem Lexikonroman 1970 ein Werk geschaffen, das als Vorläufer der Hypertext-Literatur angesehen werden kann. Darüber hinaus war er bekannt für seine Spontangedichte. Okopenko verstarb 2010 80jährig in Wien.

senzaParoleBildSenza Parole sind ein in Bern und Graz lebendes, aus der Steiermark und Südtirol kommendes Poetry Slam Team bestehend aus Helena Schmidt und Simon Cazzanelli. www.helenaschmidt.com
www.cazzanelli.com
Senza Parole hat den Text „Junge Römer“ von Falco weiter geschrieben. Der Popstar und Poet Falco verstarb 1998 40järhig.

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Slammer.Dichter.Weiter. 3

Die Poet_innen von S.D.W. 3 (Dezember 2011) waren Yasmin Hafedh aus Wien und Lars Ruppel aus Marburg. Gemäß dem Motto: Konfrontieren. Reagieren. Rezitieren wurden die Poet_innen von Markus Köhle im Vorfeld mit verstorbenen, österreichischen Dichter_innen des 20. und 21. Jahrhunderts konfrontiert, durften sich aus drei angebotenen Dichter_innen für eine_n entscheiden, sich ein oder mehrere Gedichte vornehmen und auf diese dann in der eigenen Sprache antworten, bzw. die Texte auf ihre Art und Weise fortschreiben.

yasmoYasmin Hafedh beschäftigte sich mit folgenden Poet_innen: Erika Danneberg, Hertha Kräftner und Reinhard Priessnitz. Ihre Wahl fiel auf Reinhard Priessnitz (1945-1985).
Priessnitz war u. a. Redakteur beim „Neuen Forum“, Feuilletonist bei „Die Presse“, Lektor bei der „ecition neue texte“, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Bildende Kunst in Wien und publizierte seit 1966 Gedichte, Prosastücke und Essays. 1978 wurden die „vierundvierzig gedichte“ von Heimrad Bäcker in Linz herausgegeben. Yasmin Hafedh antwortete auf eines davon.

Yasmin Hafedh (*1990) war 2009 U20 Slam-Championess des gesamten deutschsprachigen Raums. Hat als Yasmo MC gemeinsam mit DJ Bacchus die CD „Keep it realistisch“ veröffentlicht, veranstaltet den monatlichen DTS Poetry Slam im Lokativ, ist Mitglied der Redaktion der Literaturzeitschrift „& Radieschen“ und bildet mit Mieze Medusa das Spoken Word Team „MYLF“.
www.yasmo.at

RuppelLars Ruppel hatte Heidi Pataki, Max Riccabona und Konrad Bayer zur Auswahl und entschied sich für: Konrad Bayer
war Teil der Wiener Gruppe; betrieb Provokation programmatisch; brach Sprachroutinen auf; experimentierte; verstörte; machte Kommunikationsverfahren bewusst; wollte von Denkmustern befreien; beging 1964 31jährig Selbstmord;

Lars Ruppel entschied sich für eine Gemeinschaftsarbeit von Konrad Bayer und Gerhard Rühm, den Text: „scheißen und brunzen“.

Lars Ruppel (1985) wohnt in Marbach, ist aber immer unterwegs. Er betreibt Poetry Slam von ganzem Herzen seit seinem 16ten Lebensjahr und ist Vollzeitslammer seit 2004. Seitdem bis zu 300 Auftritte pro Jahr. Workshops für Schüler, Fortbildungen für Lehrer und Dozenten an der Universität. Organisator großer Slam- und Literaturveranstaltungen. Er war mit der Poetry Boygroup SMAAT auf Tour durch die Kabarettlandschaft und ist seit 2009 Leiter des Alzpoetry Projekts Deutschland. Zuletzt erschienen: Larubel Trilogie (Lektora 2010).
www.larsruppel.de

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Slammer.Dichter.Weiter. 2

S.D.W. 2 (November 2011) wurde von Mieze Medusa (A) und Dalibor (D) bestritten. Gemäß dem Motto: Konfrontieren. Reagieren. Rezitieren wurden die Poet_innen von Markus Köhle im Vorfeld mit verstorbenen, österreichischen Dichter_innen des 20. und 21. Jahrhunderts konfrontiert, durften sich aus drei angebotenen Dichter_innen für eine_n entscheiden, sich ein oder mehrere Gedichte vornehmen und auf diese dann in der eigenen Sprache antworten, bzw. die Texte auf ihre Art und Weise fortschreiben.

Mieze Medusa hatte die Wahl zwischen Joe Berger, Adelheid Dahimène und Arthur West und hat sich gleich für zwei davon entschieden: Dahimène und West;

Adelheid Dahimène ist eher als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt, hat aber 2009 (ein Jahr vor ihrem frühen Tod) im Klever Verlag den Lyrikband Blitzrosa Glamour veröffentlicht, aus dem Mieze Medusa den Text „Bald wäre der Zug auf den „ aussuchte.
Arthur West war politischer Journalist (u. a. Kulturredaktion der „Volksstimme“, Schriftsteller und Lyriker. Mieze Medusa antwortete auf einen Text aus: Linkes Rechten – Gedichte an und für Österreich, Herbstpresse, Wien 1989.
mieze_medusa_c_gudrun_krieger_300
Mieze Medusa ist Spoken Word und HipHop Aktivistin (Mieze Medusa & Tenderboy, Tauwetter; Antarktis), Poetry Slam Organisatorin der ersten Stunde (www.textstrom.at), Herausgeberin von Anthologien (z.B. Mundpropaganda; How I fucked Jamal), Romanautorin (Mia Messer; Freischnorcheln; alle Milena Verlag). www.miezemedusa.com

Dalibor hatte die Wahl zwischen Andreas Okopenko, Doris Mühringer und Christian Loidl und entschied sich für Letzteren.
Christian Loidl war Mitbegründer der Schule für Dichtung in Wien, Lyriker mit Schwerpunkt Performance aber auch ein Meister der kurzen Formen. Er verstarb 2001 44jährig in Wien. 2011 erschien im Klever Verlag der Band „Gesammelte Gedichte“, der Dalibor als Basis für seine Antworten diente.
DaliborDalibor lebt als Poet (Bühnenstücke; Warrington 2011) und Musiker in Frankfurt. Er verfasst Gedichte für die Bühne die Denkräume eröffnen, mit Beat-box und Soundelementen arbeiten, mit Dialogen und Geräuscheinsprengseln operieren, gerne auch erzählerische Passagen enthalten, aber sich generell vorhandene Rhythmen und Formen aneignen.

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Slammer.Dichter.Weiter.1

Pauline Füg und Martin Fritz waren im Oktober 2011 die ersten beiden Poet_innen der Veranstaltungsreihe  Slammer.Dichter.Weiter. Konfrontieren – Reagieren – Rezitieren lautet der Untertitel.
Demgemäß wurden die Poet_innen von Markus Köhle im Vorfeld mit verstorbenen, österreichischen Dichter_innen des 20. und 21. Jahrhunderts konfrontiert, durften sich aus drei angebotenen Dichter_innen für eine_n entscheiden, sich ein oder mehrere Gedichte vornehmen und auf diese dann in der eigenen Sprache antworten, bzw. die Texte auf ihre Art und Weise fortschreiben.

Zur Auswahl standen: H.C. Artmann, Ingeborg Bachmann, Hermann Schürrer;
Pauline Füg hat sich für Hermann Schürrer entschieden.

Hermann Schürrer machte machtkritische Literatur. Er wurde 1928 im Bergwerksort Wolfsegg in Oberösterreich geboren. War nie religiös. Ging als einziger der Klasse nicht in den Religionsunterricht. Wollte Philosophie studieren. 1951 in Wien. Zuerst Geschichte und Psychologie, hörte Philosophie. Frustrierend. Dann Englisch und Germanistik. Studierte dann Jus. Ebenso frustrierend. Gab einem Polizisten eine Ohrfeige, erschien nicht vor dem akademischen Senat und bekam in absentia Verbot für alle österreichischen Hochschulen.
War damals mit den Lyrikern Enengl und Pötzlberger befreundet. Kannte flüchtig Artmann, doch habe ich mich nie einer Gruppe angeschlossen, oder auch nur anschließen wollen. Das Doktorat fiel ins Wasser, meine Verlobung mit einer Ballettelevin löste sich. Ich beschloß, ausschließlich Gedichte zu schreiben, um kein Geld zu verdienen. Arbeitete für 4 Schilling pro Stunde bei einem Werbegrafiker. Lebte in Kaffeehäusern, Konflikte mit der Polizei, Amtsehrenbeleidigungen, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Psychiatrie, Irrenhaus. Summa: ca. 2 Jahre Gefängnis + 2 Jahre Irrenhaus. Aus Irrenhaus zum Schluß wegen Unbelehrbarkeit nach 11 Tagen entlassen.
Quelle: Hermann Schürrer, Klar Schilf zum Geflecht. Das ABC von a – Zet; lyr. Texte 1954 – 1984. Hrsg. von Lui Dimanche. Medusa Verlag, Wien-Berlin 1984 (gekürzt)

1975 gründete Hermann Schürrer gemeinsam mit Gerhard Jaschke die avantgardistische Literatuzeitschrif Freibord.
1984 erschien Klar Schilf zum Geflecht. Texte 1954-1984 (Medusa Verlag), 1985 erhielt Hermann Schürrer den Literaturpreis der Stadt wien, 1986 starb er bei einem Sturz in der Küche seiner Wohnung im 19. Bezirk.

Literatur:
Hermann Schürrer zum 50. Geburtstag. In: Freibord 3, H. 13/14 (1978).
Robert Menasse: Der Typus des „Außenseiters“ im Literaturbetrieb (Am Beispiel Hermann Schürrer). Studie zum eigentümlichen Verhältnis von offiziösem Literaturbetrieb und literarischem „underground“ im Österreich der Zweiten Republik. Dissertation, Wien 1980.
Christian Millecker: Studien zu Hermann Schürrer. Diplomarbeit, Wien 1992.

pauline fu_g nematacomPauline Füg
1983 in Leipzig geboren, aufgewachsen in und um Nürnberg, studierte Psychologie. Lebt in Eichstätt und forscht in Hannover. Pauline Füg gibt Poetry Slam-Schreibworkshops, ist Mitglied der Eichstätter Schule (großraumdichten, lichtpunkt-film, radient audiovisual arts). 2009 gewann die Eichstätter Schule mit der Verfilmung des großraumdichten-Tracks „Spiegel“ den 3Sat-Poetry Clip Wettbewerb. 2009 Album „an grauzonen vorbei“ des Elektro-Poesie-Projektes großraumdichten im Sprechstation-Verlag.
2010 mit großraumdichten Preisträgerin der Bremer Netzresidenz. 2010 Gewinnerin des Förderpreises der Literaturstiftung Bayern.
2011 Lyrikband „die abschaffung des ponys“ im stellwerck-Verlag.
Darüber hinaus ist Pauline Füg Mitglied des Alzpoetry-Teams und war 2011 Inselschreiberin auf Sylt. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturmagazinen.

Aktuelles Projekt: Gemeinsam mit der Licht- und Filmkünstlerin Cendra-Doreen Polsner (radient) lässt Pauline Füg Kurzfilme Wirklichkeit werden: Pauline spricht, Cendra projiziert live Clipfragmente in den Raum, die dem Zuhörer/Zuseher die Augen öffnen und so einen weiteren Zugang zu den Texten schaffen. Ein abwechslungsreich spannender Abend mit Spoken Word-Texten, Lyrik, Installation, Videoclips und manchmal ein paar melodischen Beats nimmt das Publikum mit zu anderen Blick- und Fluchtpunkten.

Zur Auswahl standen: Gert Jonke, Gunter Falk, Elfriede Gerstl
Martin Fritz hat sich für Elfriede Gerstl entschieden. Elfriede Gerstl macht ansprechende, lakonisch gewitzte Literatur.

Elfriede Gerstl wurde 1932 in Wien geboren und ist 2009 dort gestorben. Sie überlebte als Jüdin die NS-Zeit in mehreren Verstecken. 1955 begann sie, in Literaturzeitschriften zu veröffentlichen. Als einzige Frau im Umkreis der Autoren der ›Wiener Gruppe‹ und der frühen Aktionisten, die aus Wien vertrieben wurden, lebte sie in den bewegten 60er Jahren in Berlin, seit 1968 wieder in Wien. Für ihr Werk erhielt sie u. a. den Erich Fried- und den Georg Trakl-Preis.

Zwei KritikerInnen-Stimmen über Elfriede Gerstls Literatur:
»Der Tandelladen Literatur – ein stärkeres Gegenbild zum hehren Tempel der Dichtkunst lässt sich nicht finden. Elfriede Gerstl hasst alles Prätentiöse und Pathetische wie die Pest. (…) Eine Meisterin des Minimalismus, die den Diminutiv zur künstlerischen Methode gemacht hat.« Daniela Strigl
»Wer eine Telenovela gesehen hat, braucht ein paar zarte Gerstl-Texte, um wieder gesund zu werden, das ist das notwendige Medikament angesichts einer solchen Kunstkonfektion oder Konfektionskunst. Die kleinen Textpartien bei Elfriede Gerstl mögen als Bagatellen gelten, aber diese Bagatellen haben eine exquisite Tradition: Hier muss sich die Spannkraft jedes einzelnen Satzes bewähren, hier kommt es auf Wortfolge an, auf die kleinsten rhythmischen Einheiten. Peter Altenberg und Franz Kafka, Konrad Bayer und H. C. Artmann, das sind die Meister dieser Kunst, die aus dem Minimalen das Maximum herauszuholen imstande waren, und das ist ein Zusammenhang, der sich sehen lassen kann.« Wendelin Schmidt-.Dengler

  • Wiener Mischung. Gedichte und Kurzprosa. edition neue texte, Literaturverlag Droschl, Linz/Graz 1982.

weitere Veröffenltichungen u. a. Bei Deuticke, in der Edition Splitter, Freibord-Verlag;
Zuletzt (bei Droschl): mein papierener garten (2006), lebenszeichen – gedichte träume denkkrümel (2009);
Über Elfriede Gerstl erschien 2002 ein DOSSIER-Band, herausgegeben von Konstanze Fliedl und Christa Gürtler.

Martin Fritz
(*1982) lebt, forscht, schreibt und liest vorwiegend in Innsbruck, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne Text ohne Reiter (http://textohnereiter.com), seit Jahren aktiver Blogger (http://assotsiationsklimbim.twoday.net), Poetry Slam Stammgast in und um Innsbruck, gerne Literaturrahmenveranstaltungs-DJ und er bastelt überdies an einer Dissertation zu Popkultur und Web2.0.
2011 war er zum Klagenfurter Literaturkurs geladen, 2010 erhielt er den Rauriser Förderungspreis für Literatur, 2010 erschien das vom Literaturhaus am Inn herausgegegebene Inn-Lesebuch „the definition of correctness“, 2009 hat er den Fm4-Wortlaut-Literaturwettbewerb gewonnen, 2008 war er Finalist des 16. Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin. Texte in Literaturzeitschriften und Anthologien: z. B. Mundpropaganda (Milena), Wortlaut 09, Gold (Luftschacht), Schmiede Zeitschrift „Der Hammer“

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Slam Dich weiter!

Hier entsteht die Webpräsenz von Markus Köhles innovativem Poetry Slam Format „Slammer Dichter Weiter“. Bisheriges wird nachgetragen, weiter geht’s dann 2013 – mit 6 neuen Terminen, 12 SlammerInnen und 12 österreichischen LyrikerInnen, auf die geantwortet wird.

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