Explodierte Augenblicke der Eule von Wien

DSC06705Christopher Hütmannsberger hatte die Wahl zwischen N. C. Kaser, Christine Lavant und Walter Buchebner und hat sich für Letzteren entschieden. In seiner Antwort wurde er zum Raben aus Linz.

Walter Buchebner (1929-1964): Aufgewachsen in Mürzzuschlag, Aufbruch nach Wien (1948), Studium (1954 abgebrochen), 1951 erste Publikation in „neue wege“; anfangs Arbeiter (Bau, Monteur, Fahrdienstleiter – inbrünstige Arbeiterlyrik entsteht), dann Bibliothekar (ab 1956) der Städtischen Büchereien, 1959 erste Symptome einer bösartigen Nierenerkrankung, 1960 Förderpreis des Wiener Kunstfonds für Literatur, 1962 Theodor-Körner-Preis für Lyrik, 1963 beginnt er exzessiv zu malen, 1964 erschießt er sich nach jahrelangem Leiden 34jährig.

Walter Buchebner thematisiert die NS-Zeit, als dies noch kaum gemacht wurde; pflegt Abstand zu den Avantgarden seiner Zeit (Wiener Gruppe), auch von Dialektdichtung; orientiert sich an französische Autoren (Camus, Sartre, Rimbaud, Apollinaire, Baudelaire aber v. a. Paul Valéry); hat lange eher ein konservatives, traditionelles Literaturbild; betreibt metrische Studien, sucht lange nach seinem Ton; Paris-Reise (1960) bringt die Befreiung und Entwicklung (lyrisches Erweckungserlebnis); entdeckt das andere Amerika für sich (Ginsberg, Kerouac), formuliert schließlich sein Manifest der Poesie (1961); der Ort wo dieses gegeben wird, ist das Café Sport in der Schönlaterngasse 2. Die „Umrisse einer Definition“ der Active Poesie folgen 1963.
DSC06700„A. P. wird alle brauchbaren modernen Stilmittel benützen, für sich requirieren und noch ihre eignen spezifischen entwickeln und verbessern. Hier sei vor allem das rhythmische Element hervorgehoben, von dessen glasklarer Härte die Wirkung letztlich am meisten abhängt.“ (S. 199)

Active Poesie ist für Buchebner das Gegengewicht zum Experimentellen und zum Epigonenhaften. „A. P. Ist ‚hochtourige‘ Poesie.“ (S. 204) Hochtourig hat Christopher Hütmannsberger auch seine Antwort angelegt.

Literaturhinweis: Walter Buchebner. ich die eule von wien (Hg. Daniela Strigl), edition atelier 2012.

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