Am Donnerstag, den 5. Juni 2014 wurde der Yppenplatz poetisiert. Slammer.Dichter.Weiter.16 fand ihm Rahmen der Poliversale, des Lyrik-Fests der Alten Schmiede in Kooperation mit der brunnenpassage und weil es das Wetter wollte, unter freiem Himmel statt. Fatima Moumouni (die Bayerin in Zürich) und Marion Tomic (der Bosnier in Graz) hatten es dabei doppelt schwer und schön zugleich. Einerseits eine einmalige Kulisse – andererseits natürlich öffentlicher Raum. Wie ergreifend und raumeinnehmend es schließlich werden sollte, war anfangs nicht absehbar.
DJane Countessa heizte ein, Kinder stürmten die Bühne, tanzten, trieben Faxen. Diverse Platzhirschen brüllten sich langsam ein. Um 20 Uhr dann Schluss mit lustig und time for Lyrik.
Fatima Moumouni hatte sich für den 1897 in Niederhollabrunn geborenen, 1958 in Wien verstorbenen Theodor Kramer und sein „Requiem für einen Faschisten“ entschieden.
Mario Tomic schrieb Gerhard Fritschs „Schlachtbilder für HC“ weiter.
Theodor Kramer: Matura – Erster Weltkrieg – Studium. Buchhändler – Büchervertreter – Schriftsteller (ab 1931). Er war Gründungsmitglied der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich wurde er als Jude und Sozialist mit einem Arbeist- und Berufsverbot belegt. 1939 gelang ihm die Flucht nach London. Seine Werke standen auf der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Im Exil arbeitete er als Bibliothekar, schrieb aber weiter (12.000 Gedichte im Nachlass). Erst 1957 kehrte Kramer nach Wien zurück.
Die Theodor-Kramer-Gesellschaft vergibt den Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil.
Gerhard Fritsch: Matura – Zweiter Weltkrieg – Studium. Lehrer – Lektor – Bibliothekar und ab 1959 freier Schrirtsteller. Fritsch war ein Förderer und Gründer. Er war Redakteur der Literaturzeitschriften „Literatur & Kritik“ und „Protokolle“. Seine Romane „Moos auf den Steinen“ (1956), „Fasching“ (1967) wurden kürzlich wiederaufgelegt, seine Gedichte sind in gesammelter Form bei Zsolnay erschienen. Hermann Piwitt schreibt in einem Nachruf über den 1969 verstorbenen Autor: „Ein Problem waren ihm zum Beispiel die österreichischen Verhältnisse. Er bemühte sich, ein Milieu realistisch zu differenzieren, dem der Opportonismus längs zur existenziellen Bedingung geworden war. Er lebte und schrieb, hoffnungslos engagiert – als ob er in einer veränderbaren Gesellschaft lebte – über Verhältnisse, denen gegenüber sich seine jüngeren und erfolgreicheren Wiener Kollegen längst in die Anarchie des schwarzen Humors und der experimentellen Posse zurückgezogen hatten.“